Das Gros der Deutschen sehen sich ja als Teil eines ausgeklügelten Systems. Von hochgradig akademisch ausgebildeten und technisch sehr versierten Ingenieuren sowie anderen Fachkräften die ein Maximum an Effizienz, Genauigkeit und Sorgfalt in die Waagschale der globalisierten Welt beisteuern. So auch ich. Allerdings scheint das nur im Vergleich zu Drittweltländern wie Italien oder Frankreich zuzutreffen (Shitstorm ON :D). In Japan bzw. im Speziellen Tokio kommt man sich dann doch wie ein Techniklaie im zwölf stöckigen atombetriebenen Quantensupermarkt vor.

Alleine die Tatsache das in einer Weltmetropole mit seinen knapp 38 Millionen Menschen – meiner Aufenthaltsdauer von knapp 10 Tagen und der täglich exzessiven U-Bahn Nutzung nur zwei mal eine Verspätung von ungefähr einer Minute auftrat – lässt einen daran zweifeln ob wir wirklich aus einem so technisch fortschrittlichen Land kommen wie täglich propagiert wird. Ich habe zwar keine genaueren Zahlen zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln  in Tokio vorrätig – es werden aber sicherlich mehr sein wie die 6 Popeligen S-Bahn- sowie 10 Stadtbahn-Linien Stuttgarts. Selbst bei diesen, im Vergleich zu Tokio lächerlichen Mengen an Pendlern und Bahnfahrer, stößt unser ach so hochgelobter Erfinder- und Ingenieursgeist wohl an seine überbewerteten Grenzen. Etwas das mich dann doch nachhaltig schockiert hat. Nun bin ich also zurück in der Zone – äh Wirtschaftsmetropole Stuttgart. Oder zumindest für was es Andere halten.

Des Weiteren wäre da die Freundlichkeit anzumerken. Man wird einfach mit Respekt behandelt, keiner Schnauzt einen an, selbst in riesigen Menschenansammlungen rempelt keiner den Anderen an und man kann relativ entspannt seine Wege gehen. Das Selbe betrifft das Warten an Zügen und der U-Bahn. Hier wird nicht gedrängelt. Es wird sich angestanden! Und zwar artig! Bei den Zügen in langen Reihen, an der U-Bahn in verschiedenen Reihen die dann priorisiert und geregelt in die Bahnen strömen. Das erspart einem so viel Stress durch das fehlende Gedränge das einem die Bahnfahrerei echt nicht mal auf den Nerv geht. Ganz anders als in unserer Ellbogengesellschaft wo jeder der Erste im Wagen sein muss – man nicht mal abwartet bis die Leute ausgestiegen sind – man am liebsten jedem auf dem Bahnsteig erst mal kräftig in die Fresse treten möchte.

Genug der Lobeshymnen auf Deutschland, nun mal zu den einzelnen Stationen und Eindrücken Tokios bzw. Japans. Stadtleben, Hochhäuser, Vammumtnparty, Urbanität und natürlich immer wieder Essen.

Zu zuallererst mal ein Foto der Stadt, ein Foto aus der Mitte (anklicken für die große Version). Ob es eine richtige Skyline alla Chicago oder New York gibt weiß ich nicht genau. Die schiere Größe macht das wohl aber sehr schwer nehme ich an. Das Foto ist vom Balkon unserer Gastgeberin – vielen dank noch mal 🙂 Drunter dann noch ein paar weitere Eindrücke aus der Stadt sowie dem Stadtleben.

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Das große Schlürfen

Etwas weswegen es sich schon lohnt die Strapazen einer solch langen Reise auf sich zu nehmen sind Suppen. Diese findet man an jeder Straßenecke – nein – hier muss man sagen alle 10 Meter. Oft mit speziellen Automaten wo man sich quasi die Bestellung heraus lässt bevor man den Laden betritt. Die Suppen sind wirklich einsame spitze, enthalten fantastische Nudeln (Udon, Rahmen, Soba und wie sie alle heißen) sowie sehr oft Eier, entweder vom Huhn oder der Wachtel, sowie sehr dünn geschnittenes Fleisch wie Chashu, dass auf der Zunge zergeht.

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Hier gab es Tonkotsu-Rahmen (豚骨ラーメン – auf Schweineknochen-Basis, eher trübe Brühe) mit Wachtel- und Hühnerei sowie Chasu und Nori und etwas grünem. Keine Ahnung was das war. Die Nudeln waren wirklich einsame Spitze und auch die Brühe eine gastronomische Granate. Zuvor bestellte man sich am Automaten seine Version, übergibt den Zettel der Bedienung, nimmt Platz und bekommt dann die Suppe serviert. Danach geht das große Schlürfen los. Anders lässt sich die abartig heiße Suppe nämlich nicht verspeisen.

Ramen-Automat

Ramen-Automat

Außerdem gibt es noch Suppen auf Miso-Basis (味噌ラーメン), Shio-Ramen (塩ラーメン – Brühe auf Fischbasis mit Salz) sowie Shoyu-Ramen (醤油ラーメン – eher klare bräunliche Brühe mit japanischer Sojasauce).

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Shoyu-Ramen, sehr scharf gewürzt

Variationen sind also genug vorhanden um sich suppentechnisch so richtig auszuleben.

gyoza

Dazu gibt es dann Gyoza. In der Pfanne angebratene kleine Dumplings die mit Sojasauce gegessen werden. Wirklich extrem lecker!

Yakiniku (焼き肉)

Wohl DAS Erlebnis für alle Carnivoren schlechthin. Man bestellt sich jede Menge grillbares Fleisch, Innereien und Gemüse welches in dünne Scheiben geschnitten an den Tisch gebracht wird wo man es dann im eingelassenen Tischgrill zubereitet. Gegen die Hitze am Tisch gibts dann Sake und kaltes Bier. Eine wirklich sehr leckere Angelegenheit.

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Verschiedene marinierte und gut durchwachsene Stücke von Rindfleisch die sogleich auf den heißen Grill kommen.

Hübsch angerichtetes Grillgemüse

Hübsch angerichtetes Grillgemüse

Es wird los gegrillt! Zweierlei vom Rind sowie Leber auf dem heißen Grill

Es wird los gegrillt! Zweierlei vom Rind sowie Leber auf dem heißen Grill

Das macht richtig Spaß und ist dazu unglaublich lecker. Sollte einem das Fleisch ausgehen kann man jederzeit einfach neue Platten nachbestellen.

Okonomiyaki (お好み焼き)

Hier wird wieder am Tisch gegrillt. Diesmal aber eine Kombination aus Nudeln (Eiernudeln, Udon, Soba), Weißkohl, Eiern und weiteren Zutaten. Das besondere hierbei ist die Okonomiyaki-Sauce aus Sojasauce, Worcestershiresauce und Tomaten-Ketchup (kein Plan ob das wirklich die originale Version ist) und das man am Ende noch Mayonaise drüber gibt. Hört sich komisch an – schmeckt aber verdammt lecker.

Okonomiyaki (nach Hiroshima-Art)

Okonomiyaki (nach Hiroshima-Art)

Der Magen sollte einigermaßen gut vor gedehnt sein denn die Portiönchen müssen erst mal in den Ventriculus rein passen. Mit Bier und Sake flutscht das Ganze aber noch besser die Speiseröhre hinab. Außerdem darf man in 90% aller japanischen Restaurants rauchen – eine kleine Zwischenkippe kann hier auch wunder wirken.

Jede Menge Frühlingszwiebeln

Jede Menge Frühlingszwiebeln

Wie der Name des einen Okonomiyaki ja schon verrät war das in Hiroschima. Neben dem Hotel war eine kleine Bude die dieses Okonomiyaki angeboten hatte. Ein paar Tage später waren wir dann in Kyōto – dort gab es wieder Okonomiyaki – allerdings hieß es dort Betayaki war aber nicht minder lecker. Genau genommen fand ich dort noch ein Stück leckerer. Mag daran gelegen haben das man es auf einer heißen Platte vor einem brutzeln sah.

Kyoto Betayaki. Links mit Udon + extra Käse, Mitte mit dünnen Soba und extra Käse und rechts dicke Udon

Kyoto Betayaki. Links mit Udon + extra Käse, Mitte mit dünnen Soba und extra Käse und rechts dicke Soba ohne Käse und auch ohne Ei.

Das ist so was was ich unbedingt hier mal nach machen werde. Die Kombination ist einfach der Killer!

Kirschblüte und sonstige Eindrücke

Ein weiteres Highlight, gerade in Tokio, ist allgemein bekannt. Die Kirschblüte. Wir waren leider ein paar Tage zu spät dran und die Blüten vom Regen schon ausgedünnt. Trotzdem ein Spektakel wo in Parks und auf Grünflächen tausende Japaner zum Verzehr der verschiedensten Nahrungsmittel zusammentreffen und Wiesen nachhaltig schädigen. Mehr Infos habe ich dazu leider nicht da Infos zu Kirschen und deren Blüte den Bereich des Eisbechers selten überschreiten.

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Abseits großer Straßen

Auch hier findet man ab und an eine kleine Straße mit noch kleineren und engeren Ramen-Restaurants. Die andere Seite von Tokio.

Ein Koch nach dem großen Ansturm allein in der Schauküche.

Ein Koch nach dem großen Ansturm allein in der Schauküche.

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Das ist die schönste Straße in Japan. Sie liegt in Kyoto.

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So viel zum ersten Teil. In ein paar Tagen geht es dann weiter mit Teil Zwei. Sushi, Sashimi, Wahl, Pferd, Luchboxen und weiterem Kram. Außerdem noch Natur. Also mal was ohne Hochhäuser 😉

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edoep
edoep
8 Jahre zuvor

schoener bericht :-). jetzt weiss ich ganz sicher, dass du NICHT abgenommen hast, wiewohl die mini-portionen der air france nur etwas fuer deinen hohlen zahn waren.

zur hoeflichkeit und disziplin der menschen: findest du streckenweise auch in GB / UK, weswegen ich die britische mentalitaet der deutschen bei weitem vorziehe. leider hakts aber boese mit der puenktlichkeit der ‚tube‘.

Barbara
Barbara
8 Jahre zuvor

Toller und so ganz anderer Reisebericht.
Alleine nicht rempeln und die Suppen könnten mich schon verlocken.

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